HOW TO CATCH A NAZI
Operation Finale: Die Ergreifung & der Prozess von Adolf Eichmann
Begleitprogramm im Kino
April bis Juni (weitere Termine folgen)
In der Ausstellung
HOW TO CATCH A NAZI. Operation Finale: Die Ergreifung & der Prozess von Adolf Eichmann lassen sich an einer Medienstation Ausschnitte aus zahlreichen Spiel-, Dokumentar- und Fernsehfilmen sichten und vergleichen. Zugrunde liegt eine intensiv recherchierte Filmografie, die die Breite der filmischen Auseinandersetzungen mit dem Thema verdeutlicht. Eine Auswahl der Filme wird während der Ausstellungslaufzeit im Kino des Filmmuseums gezeigt und dort um Gespräche und Vorträge erweitert.
3. April, 19 Uhr
Der Staat gegen Fritz Bauer
R: Lars Kraume, D: Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Sebastian Blomberg, D 2015, 105'
Mitte der 1950er-Jahre erhält der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen Hinweis, dass sich Adolf Eichmann in Argentinien aufhält. Er will den früheren SS-Obersturmbannführer und Holocaust-Organisator in Deutschland vor Gericht stellen, aber den Kollegen vom BKA und BND ist nicht zu trauen. Ihr Auftrag ist der Schutz der ehemaligen Nazis in der Bonner Regierung, und die Aussagen Eichmanns würden diese belasten. Bauer wendet sich daraufhin an den israelischen Geheimdienst.
Der als nüchterner Verschwörungsthriller inszenierte Film konzentriert sich ganz auf die Zeit der Suche nach Eichmann und setzt dem mutigen, opferbereiten Juristen Fritz Bauer ein glaubwürdiges Denkmal.
In der Ausstellung »How to Catch a Nazi« nimmt Fritz Bauer, der später den Frankfurter Auschwitz-Prozess initiierte, eine besondere Stellung ein. Auch sind Originalrequisiten aus dem Film zu sehen.
Anschließend:
Filmgespräch mit Regisseur Lars Kraume und Hauptdarsteller Burghart Klaußner
Moderation: Knut Elstermann (Filmjournalist)
9. April, 10 Uhr
Der Staat gegen Fritz Bauer
R: Lars Kraume, D: Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Sebastian Blomberg, D 2015, 105'
Mit Einführung
In Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.
Der Eintritt ist für angemeldete Schüler*innen und Lehrer*innen frei.
17. April, 19 Uhr
Auf den Spuren des Henkers
R: Joachim Besser, Peter Schier-Gribowsky, BRD 1961, Dok., 63'
Zu Beginn des Prozesses gegen Adolf Eichmann in Jerusalem im April 1961 und als Start der täglichen Berichterstattung von dort, strahlt der NDR diesen Film aus. Anhand von Archivmaterialien wie Fotos, Filmausschnitten und Schriftgut unternimmt Auf den Spuren des Henkers eine filmische Beweisaufnahme, interviewt Historiker, Zeitzeug*innen sowie Angehörige des Freundes- und Familienumfeldes von Eichmann. Der ehrgeizige Adolf Eichmann kommt bereits früh mit ausgewiesenen Antisemiten in Kontakt, wird Mitglied der NSDAP und stufenweise befördert, bis er schließlich mit unbeschränkter Autorität ausgestattet, als sogenannte »Endlösung der Judenfrage« die millionenfache Deportation und Ermordung europäischer Jüdinnen und Juden organisiert. Aufgezeigt wird nicht nur die Karriere eines »verkrachten Mittelschülers« zum »Spediteur des Todes«, sondern auch die Funktionsweisen einer »Industrialisierung des Massenmordes«, an der auch eine Vielzahl der Menschen vor den Fernsehbildschirmen Verantwortung trugen, werden deutlich.
22. April, 17 Uhr
Aktion J
R: Walter Heynowski, DDR 1961, Dok., 103'
Ein »Film der Beweise« nannte sich diese Produktion des DDR-Fernsehens, die auch im Kino zum Einsatz kam. Sie sollte im Umfeld des Prozesses gegen Adolf Eichmann aufzeigen, wie der Verwaltungsjurist Hans Globke durch seine Mitarbeit am nationalsozialistischen, sogenannten »Blutschutzgesetz« eine ebenso große Verantwortung für die Vorbereitung des Holocausts trug wie Eichmann bei dessen Durchführung. Globke war in der BRD seit den 1950er Jahren Amtsleiter und enger Vertrauter des Bundeskanzlers Konrad Adenauer.
Als ein Dokument des Kalten Krieges, demonstriert Aktion J nicht nur, wie in der BRD NS-Funktionäre erneut Ämter bekleiden, sondern suggeriert, dass die politische Ausrichtung der Adenauer-Ära insgesamt faschistisch geprägt sei.
22. April, 19:00 Uhr
Gespräch mit Anette Leo und Peter Kahane
Als der Eichmann-Prozess stattfand, waren die Historikerin Anette Leo und der Filmregisseur Peter Kahane noch Kinder. Der Prozess war aber in ihren Familien sehr präsent. Die Väter der beiden waren für die DDR als Berichterstatter beim Prozess in Jerusalem. Später haben sich beide beruflich selbst mit Geschichtsthemen beschäftigt.
Die Moderation des Gesprächs übernimmt Irmgard Zündorf vom ZZF Potsdam. Mit der DVD-Publikation »Eichmann im Kalten Krieg« (Hg. mit Judith Keilbach) hat sie die deutsch-deutsche Berichterstattung über den Eichmann-Prozess untersucht und dokumentiert. Der Prozess wurde in beiden deutschen Staaten beobachtet und diskutiert - vor dem Hintergrund der jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Gemengelage und in gegenseitiger Systemkonkurrenz.
Gespräch mit Anette Leo (Historikerin) und Peter Kahane (Regisseur)
Moderation: Dr. Irmgard Zündorf (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
15. Mai, 18 Uhr
Nacht und Nebel
Nuit et Brouillard
R: Alain Resnais, F 1956, Dok., 32'
Alain Resnais' Nacht und Nebel war einer der ersten wichtigen Dokumentarfilme über die Konzentrationslager, hergestellt zehn Jahre nach den KZ-Filmen der Alliierten. Obwohl mittlerweile über 60 Jahre alt, ist er immer noch der zentrale Film zum System der Lager. Er verbindet Archivbilder von der Befreiung mit neu gedrehten, farbigen Aufnahmen von Ausschwitz und thematisiert auch das Problem des Erinnerns und Vergessens.
Henchman Glance
R: Chris Marker, F 2008, Dok., OmE, 31'
Während des Prozesses 1961 gegen Adolf Eichmann in Jerusalem filmte der amerikanischen Regisseur Leo Hurwitz im Auftrag des israelischen Fernsehen das Verfahren und drehte auch, wie Eichmann zur Vorbereitung eines Prozesstags erstmals mit Filmbildern aus den KZ-Lagern konfrontiert wurde. In seiner Strickjacke sitzt er neben dem Anwalt und schaut Alain Resnais' Film »Nacht und Nebel«. Hurwitz' Kamera konzentriert sich ganz auf Eichmanns Blicke und Reaktionen. Fast fünf Jahrzehnte später nimmt Chris Marker, der selbst an »Nacht und Nebel« mitgewirkt hatte, Hurwitz' Aufnahmen auf und setzt sekundengenau die zugehörigen Gegenschüsse aus dem Dokumentarfilm in das Material ein. Marker reagierte damit auch auf eine aktuelle Mediendiskussion über digital manipulierte Bilder vom Eichmann-Prozess. (Thomas Tode)
Einführung und Moderation: Thomas Tode (Autor und Filmkurator)
20. Mai, 19 Uhr
Der Fall Eichmann
The Eichmann Show
R: Paul Andrew Williams, D: Martin Freeman, Anthony LaPaglia, Rebecca Front, GB/Litauen, OmU, 92'
Der in Jerusalem anberaumte Prozess gegen Adolf Eichmann, einen der Hauptorganisatoren des Holocaust, erregte weltweit große Aufmerksamkeit. Möglich wurde dies auch durch eine umfassende mediale Aufbereitung durch den jungen Filmproduzenten Milton Fruchtman und dessen Regisseur Leo Hurwitz. Fruchtman überzeugte die Richter und schließlich Israels Premierminister Ben Gurion davon, dass der Prozess der ganzen Welt sichtbar gemacht werden müsse, damit die Überlebenden eine Stimme erhielten. Die Übertragung in 38 Länder - vier Monate lang, Tag für Tag - wurde zum größten globalen Fernsehereignis des noch jungen Mediums. Spannend erzählt die BBC-Produktion Fruchtmans und Hurwitz' Geschichte als Spielfilm nach.
5. Juni, 18 Uhr
Die Wannseekonferenz
R: Heinz Schirk, D: Dietrich Mattausch, Harald Dietl, Jochen Busse, BRD/A 1984, 94'
Berlin, 20. Januar 1942. Eine Villa am Großen Wannsee, Reinhard Heydrich, SS-Obergruppenführer, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, hat 14 führende Persönlichkeiten des Reiches zu einer Geheimkonferenz mit Frühstück geladen. Einziger Punkt der Tagesordnung: die sogenannte »Endlösung der Judenfrage«. Das Protokoll der Konferenz dient als Grundlage für die filmische Rekonstruktion und zur Charakterstudie der Beteiligten. Das Judentum in Europa wird als statistische Größe verhandelt, der Holocaust ein Aktenvorgang, der Genozid ein Transportproblem. Zwischendurch wird Kaffee gereicht, Cognac getrunken und geraucht.
Autor Paul Mommertz setzte sich in seinem literarischen Werk fortwährend mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Das Drehbuch arbeitet er später zu einem Theaterstück um. Der Fernsehfilm lief in vielen Ländern auch im Kino.
Einführung: Dr. Tobias Ebbrecht-Hartmann
Anschließend: Gespräch mit Dr. Tobias Ebbrecht-Hartmann (Filmhistoriker, Hebräische Universität Jerusalem) und Deborah Hartmann (Haus der Wannsee-Konferenz)
17. Juni, 19 Uhr
Die Wannseekonferenz
R: Matti Geschonneck, D: Philipp Hochmair, Johannes Allmayer, Maximilian Brückner, D 2022, 104'
Wie für die deutsche Erstverfilmung aus dem Jahr 1984 ist auch hier das einzige erhaltene Protokoll der Konferenz Grundlage für das Drehbuch. Der Autor Paul Mommertz arbeitet ein weiteres Mal daran mit. Der Dialog ist detailreicher als in den vorangegangenen Versionen. Die bürokratische Präzision, mit der über das Leben von Millionen Menschen verhandelt wird, kommt dadurch noch stärker zur Wirkung.
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